Warum Schreiben im Alter so erfüllend sein kann
Es gibt diesen wunderbaren Moment, wenn die Kinder aus dem Haus sind, die Karriere ihren Lauf genommen hat und plötzlich etwas Kostbares zurückkehrt: Zeit. Und mit ihr die Möglichkeit, endlich das zu tun, wovon man vielleicht jahrzehntelang geträumt hat – schreiben.
Der Reichtum eines gelebten Lebens
Wer mit sechzig, siebzig oder achtzig Jahren zur Feder greift, bringt etwas mit, das kein Schreibkurs der Welt vermitteln kann: Erfahrung. Jahrzehnte voller Begegnungen, Enttäuschungen, Triumphe und stiller Erkenntnisse haben sich angesammelt wie Schichten in einem Gestein. Jede davon wartet darauf, freigelegt zu werden.
Die junge Autorin mag Talent haben und frische Ideen. Aber sie kennt noch nicht das Gewicht eines halben Jahrhunderts, weiß noch nicht, wie sich Verlust wirklich anfühlt, wie Liebe sich über Jahrzehnte wandelt, wie man Krisen übersteht und gestärkt daraus hervorgeht. Wer im Alter schreibt, schöpft aus einem Brunnen, der tief ist.
Schreiben als Sinnstiftung
Mit den Jahren stellt sich oft die Frage: Was bleibt? Was war wichtig? Das Schreiben bietet einen Rahmen, um das eigene Leben zu ordnen, ihm Bedeutung zu verleihen. Es geht nicht darum, Memoiren für die Nachwelt zu verfassen – obwohl auch das seinen Wert hat. Es geht um den Prozess selbst: das Innehalten, das Erinnern, das Verstehen.
Wenn wir Erlebtes in Worte fassen, betrachten wir es aus der Distanz. Plötzlich erkennen wir Muster, die uns im Alltag verborgen blieben. Wir verstehen, warum wir so geworden sind, wie wir sind. Diese Form der Selbstreflexion kann heilsam sein, manchmal sogar versöhnend.
Die Freiheit von äußeren Erwartungen
Ein großer Vorteil des Schreibens im späteren Leben: Der Druck ist weg. Niemand muss mehr beweisen, dass er oder sie erfolgreich sein kann. Der Verlag, der Bestseller, die Kritiker – all das kann wichtig sein, muss es aber nicht. Wer im Alter schreibt, darf es um seiner selbst willen tun.
Diese Freiheit verändert alles. Sie erlaubt Experimente, Ehrlichkeit, Verletzlichkeit. Man kann endlich die Geschichte erzählen, die man sich früher nicht getraut hätte – sei es aus Rücksicht auf lebende Personen, aus Angst vor dem Urteil anderer oder schlicht aus Zeitmangel.
Was sind Deine Erfahrungen mit dem Schreiben im späteren Leben? Teile mir deine Gedanken gerne in den Kommentaren.
Hinterlasse einen Kommentar